Klimaneutrale Bodensee-Schifffahrt als Ziel

Veröffentlicht am 21.02.2022 in Fraktion

Die Entwicklung der E-Mobilität bei Sportbooten auf dem Bodensee und die Verwendung von synthetischen Kraftstoffen standen beim Gespräch von MdL Hans-Peter Storz (SPD), Prof. Richard Leiner und Wolfram Klaar (heurekaLago), sowie Norbert Zeller (SPD) mit Sonja und Clemens Meichle (Ultramarin Gohren) im Mittelpunkt.

„Nur in einer intakten Umwelt können wir Freizeit genießen. Wir achten auf unsere Umwelt“, so Clemens und Sonja Meichle von Ultramarin in Gohren. Diesem Grundsatz konnten sich alle Gesprächspartner uneingeschränkt anschließen. Prof. Leiner hatte 27 Jahre an der Hochschule Konstanz an der E-Mobilität geforscht und Solarschiffe mitentwickelt. Aktuell habe der Verein heurekaLago zwei Projekte, um die E-Mobilität auf dem Bodensee voranzubringen, so Wolfram Klaar, Vorsitzender des Vereins. Eine Machbarkeitsstudie für die Umrüstung des Forschungsschiffs KORMORAN des Seenforschungsinstituts in Langenargen auf Elektroantrieb sei kurz vor dem Abschluss. Hinzu komme eine Befragung relevanter Institutionen, Unternehmen, Vereine und Wassersportler zum Stand der Entwicklung der E-Mobilität auf dem Bodensee, unter der Federführung von Leiner, gefördert durch die Internationale Bodenseekonferenz.

Genau dieses Thema war der Schwerpunkt des Gesprächs. Für Clemens Meichle ist klar, dass die Verbesserung der Infrastruktur, wie Schnellladesäulen, Erhöhung der Stromkapazitäten nicht ohne öffentliche Förderung gehe. MdL Storz verwies darauf, dass vor 20 Jahren auch noch niemand an E-Autos gedacht habe und nun die Infrastruktur mit Hochdruck durch die öffentliche Hand gepuscht werde. Gleiches müsse auch für die Häfen rings um den Bodensee erfolgen.

Clemens Meichle verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass bei Testfahrten ein größeres Elektroboot (9x3 m) nur in Gohren aufgeladen werden konnte, denn nur Ultramarin hatte eine 32 kW-Lademöglichkeit. Die vorhandenen Leitungsquerschnitte seien nicht für höhere Absicherungen ausgelegt. Erfreut nahmen die Gesprächspartner zur Kenntnis, dass in Gohren bereits rund 100 Segelboote mit Elektromotoren ausgerüstet sind. Um den Stromverbrauch besser zu regulieren und verbrauchsgerechter zu gestalten, sollen künftig Ladesäulen jedem Liegeplatz zugeordnet und abgerechnet werden können. Eine entsprechende Pilotanlage wurde in Zusammenarbeit mit dem Stadtwerk am See installiert.

Um möglichst viele Menschen für die Elektromobilität auch auf dem Bodensee zu gewinnen, sei eine umfangreiche Informations- und Aufklärungsarbeit wichtig. „Wir müssen die Menschen mitnehmen und für den Klimawandel sensibilisieren“, so Storz. Voraussetzung sei natürlich auch ein gutes technisches Angebot. Allerdings sei der Bodensee für solche technische Entwicklungen bei größeren Motorbooten ein zu kleiner Markt, ist sich Sonja Meichle sicher. Für Clemens Meichle sind Anreize, konstruktiver Druck durchaus angebracht. Hoffnungsvoll ist die Entwicklung bei den Segelbooten.

Da ein befriedigendes Angebot für größere Motorboote noch einige Zeit dauern wird, hat Ultramarin eine Umstellung des Dieselkraftstoffs auf GTL-Diesel vorgenommen. Hier wird flüssiger Kraftstoff aus Erdgas gewonnen, durch die Zufuhr von Sauerstoff und Wassersoff zu Synthesegas. Bewährt habe sich dieser synthetische Kraftstoff für Motoren, die nur kurzfristig in Betrieb genommen werden, wie zum Beispiel Busse auf Flughäfen. Auch sei ein Kältezusatzmittel nicht notwendig. Die Verschmutzung des Bodensees sei durch den neuen Kraftstoff deutlich geringer, stellten die Gesprächspartner zufrieden fest. „Er rußt nicht, verbrennt sauber.“

Auch der Tourismus- und Nahverkehr auf dem Bodensee wurde thematisiert. Erfreulich sei, dass z. B. die Bodensee-Schiffsbetriebe sich klar für den Umstieg auf E-Schiffe ausgesprochen haben. „Mit der ‚Artemis‘ soll der Auftakt für eine klimafreundliche Flotte gemacht werden“, lobt Storz das Unternehmen. Klaar warb für kleinere E-Schiffe mit 50 bis 60 Personen, um den Nahverkehr auf dem Bodensee zu verbessern. Einen Einsatz solcher Boote sieht Kreisrat Zeller bei der Verbindung Friedrichshafen – Romanshorn. Damit ließe sich mit dem Zusatzangebot zur Fähre ein Halbstundentakt realisieren. Er regte dazu eine Studie an, um die Wirtschaftlichkeit und den Bedarf zu eruieren.

Abschließend stimmten alle der Analyse von Clemens Meichle zu, der feststellte: „Unser Mikrokosmos hört nicht am See auf. Wir müssen global denken und lokal handeln.“ Ziel ist für die Gesprächsteilnehmer eine klimaneutrale Bodensee-Schifffahrt.

 
 

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